Die Brennerbande, Teil 25


"So, deine Schwester ist verschwunden. Ich glaube dir, aber der Rest ist doch ein wenig weit her geholt, nicht wahr? Eine interssante Geschichte. Wolltest du mich einfach kennen lernen, oder wer hat dich auf mich gebracht. Ich bin mir sicher, dass es keine Bilder von mir gibt. Zumindest keine, die mir gerecht werden."

"Nein Herr, es ist wahr. Ausserdem wollte ich gar nicht zu ihnen. Die Frau hat uns gesagt, wir sollen einen Mann mit einem Dampfarm suchen."

Der besagte Mann hob eine seiner großen Augenbrauen und lächelte, während der gut gekleidete sich fragend, fast irritiert zu ihm umdrehte.

"Soso. Mhm. Zu mir wolltest du. Wer hätte das gedacht. Warum bist du nicht zur Metrowacht gegangen und hast das Verschwinden gemeldet."

"Ach, Herr, da war ich schon, aber die sagen, dass sie nichts tun könne." Skimir mußte kurz auf seine Füße blicken, um sich besser auf seine kleine Geschichte konzentrieren zu können. "Meine Schwester heißt Allna. Vielleicht habt ihr ja schon von ihr gehört. Ich hab doch schon gesagt, dass uns jemand gesagt hat, dass wir euch hier treffen sollen."

Der schlanke Mann mischte sich erneut in das Gespräch ein und klang dabei ziemlich herablassend. "Du willst uns aber nicht sagen, wer dich auf uns verwiesen hat? Es scheint mir jemand zu sein, der uns nicht wirklich kennt, denn es gibt bessere Orte, uns zu finden. Gehe ich recht in der Annahme, dass du ebenfalls nicht weißt, wer ich bin?"

"Ich weiß nicht, was unserer Informant weiß. Sie hat nur gesagt, mit wem wir reden sollen. Vielleicht spreche ich auch gar nicht mit den richtigen Leuten. Dann möchte ich mich entschuldigen," Skimir deutete eine kleine Verbeugung und ein Tippen an seine Mütze an, "dass ich sie gestört habe. Wenn sie aber etwas wissen, dann, bitte, helfen sie uns. Allna ist schon so lange fort ..." Die verschiedensten Gefühle liefen in Skimirs Kopf Amok: Wut auf Vilet, weil sie nicht genauer gewesen war. Wut auf den schlanken Mann, weil er so hochnäsig war. Angst, dass er Ärger bekommen würde. Trotz, weil er sich nicht so leicht abwimmeln lassen wollte. Und ein Anflug von Schnodderigkeit, die ihn über kurz oder lang dazu verleiten würde, die Herren zu beleidigen. Aber auch ein klein wenig schelmische Freude, weil er seine kleine Geschichte so gut vortrug.

"Wackere Worte für einen jungen Mann aus dem Ingensumpf." Der große Mann stockte für einen Moment. "Nein, ich muß mich entschuldigen, du kommst aus der Neustadt, nicht wahr? Aber sehr dicht am Sumpf, wenn ich mich nicht irre. Jetzt muß ich wohl vorsichtig sein. Entweder nördliche Brenner," als er Skimirs zucken sah, korrigierte er sich, "Ah Feldstraße. Nur bei euch würde jemand aus Xpoch das 's' so verschleifen aber trotzdem noch das 'r' so rollen wie im Sumpf." Er wirkte sichtlich zufrieden mit sich. "Und wenn ich aus deinen Worten schließen soll, dass du über ein Netz von Informanten verfügst, so hast du dich bereits verraten. Nein, deine Quelle wußte nur, dass es uns gibt, nicht, wer wir sind. Also vermute ich, dass Magie im Spiel ist. Liege ich da richtig, Herr ...?"

"Skimir, Herr. Meine Freunde nennen mich Kim. Von Magie weiß ich aber nichts, davon verstehe ich nichts. Sie sprach immer von einem Blick. Meint Ihr, dass das Magie war?" Beide Männer nickten sehr leicht, mehr zueinander als zu Skimir. "Ich möchte wirklich keine Probleme machen, oder so. Aber wer seid ihr denn nun? Können Sie uns helfen?"

"Mein Name ist Apfelhelm Unterschnitt."

Skimir war wie vom Donner gerührt. Unterschnitt? Der Unterschnitt? Der große Detektiv? Der mit den Groschenheften? "Ehrlich? Sie sehen ganz anders aus als auf den Heften." Man sagte, er sei der intelligenteste Mann Xpochs und würde die Metrowacht regelmäßig der lächerlichkeit Preis geben, wenn er einen Fall für sie löste. Der Jugendliche schluckte hörbar, obwohl sein Mund mit einem Mal knochentrocken war.

"Du hast Glück, dass ich gerade bester Laune bin." Damit wandte sich Herr Unterschnitt ab und machte eine Knappe Handbewegung hin zu seinem Bekannten.

Der Dampfarmmann ergriff Skimir und führte ihn ein Stückchen weiter.

"Herr Unterschnitt hat recht, du hast wirklich Glück. Skimir war es? Er hat bereits von mehreren verschwundenen Kindern gehört und stellt derzeit auch Untersuchungen in diesem Fall an. Er möchte in diesem Moment nur ungerne belästigt werden." Der dickliche Mann warf einen leicht mißbilligenden Blick der Frau hinterher. "Komm morgen Abend zur Konditorgasse 23a. Ich persönlich galube, dass du und er von einer Zusammenarbeit profitieren könntet."

"Vielen Dank, Herr. Ich komme. Wann soll ich da sein?"

"Du arbeitest doch sicher? Komm danach. Wir sind den ganzen Abend im Haus."

Skimir verbeugte sich noch mehrmals und nuschelte dabei immer wieder sein Danke. Dann verschwand er wieder in der Menge.

Tiscio und Malandro hatte er wohl endgültig verloren, weswegen er sich nach einem Umweg über den Ausgangspunkt ihres Unterfanges wieder in Richtung seines Übersichtspostens aufmachte, in der Hoffnung, sie von dort oben ausmachen zu können.

Die Kinder aus der Feldstrasse